Blog’n Roll – Eine Bloglesung


Eine Auslese der Buffet A-Class-Blogger tourt diese Woche durch die Republik. Das Ensemble bestehend aus den Szenegrößen dem MC Winkel, dem Nilzenburger, der Rose, dem Dr. Sno* und dem Roland Libbertz hat es sich auf die Fahne geschrieben… öh, ja was eigentlich? Moment, ich schaue auf dem Flyer noch mal nach: Ah ja! …*räusper* sich als lieterrarische Zukunft zu präsentieren. Gestern machte die Truppe halt in Köln. Klar, das der Kaiser es sich nicht entgehen lässt den Big Playern des Bloggens bei der Interpretation ihrer Werke zu lauschen.

So traf ich mich gestern ziemlich überpünktlich im Westpol, einer kleinen Bar direkt im/am (?) Kölner Westbahnhof, ein. Schon beim Betreten des „Gewölbes“ fiel mir der rote Vorhang am anderen Ende des Raumes auf. Da würde sie dann heraustreten dachte ich mir und spürte eine gewisse Vorfreude in mir aufkeimen. Ich bestellte ein Kölsch und sah mir den Raum genauer an. Vor dem Vorhang stand ein kleines Rednerpult mit einer einfachen Schreibtischlampe. Beim genaueren Betrachten stellte sich raus, das der Vorhang nur Zierde war, denn ein kurzes Linsen hinter denselbigen brachte nur eine nackte Betonwand zum Vorschein… wie die da rauskommen wollten war mir ein Rätsel – Vielleicht stellten sie sich zu Beginn kurz hinter den Vorhang um dann „überraschend“ hervorzutreten? Wir würden sehen!

Ich setzte mich an die Bar, vertrieb mir die Zeit mit ein paar Kölsch, hörte zu wenn ein Zug über uns hinweg ratterte und malte mir aus was wohl alles zu hören sein würde. So gegen halb neun wurde es in der Bar deutlich belebter. Immer mehr Menschen drängten sich in den kleinen Raum, die Luft wurde immer mehr von Rauch zahlreicher Zigaretten geschwängert, die Lautstärke nahm zu was den DJ dazu veranlasste einfach seine Musik ein Stückchen lauter zu drehen. Zu Beginn war ich mir noch sicher einen guten Platz mit Sicht auf das Pult ergattert zu haben, wurde aber schnell eines besseren belehrt als immer mehr Leute sich vor mich hinstellten und ich im Nachhinein froh sein konnte wenn ich überhaupt mal etwas zwischen all den Köpfen sehen konnte. In solchen Momenten wünscht man sich dann schon eine Körpergröße von ca. 2m 30 aufweisen zu können doch wenn ich bedenke was man dann für Schwierigkeiten beim Klamottenkauf bekommt, bin ich letztendlich doch ganz froh das dem nicht so ist und ein literarisches Hörspiel ist auch nicht zu verachten. Aus diesem und aus chronischer Unlust mir einen anderen Platz zu besorgen blieb ich also auf meinen vier Buchstaben sitzen. Je näher es auf den Veranstaltungsbeginn zuging desto mehr Atmosphäre wurde geschaffen: Lampen gedimmt, Spotlights angeworfen … fehlten nur noch Ballons die die wartende Menge sich zustoßen konnte und es hätte Stadionkonzertatmosphäre gegeben, zwar ohne Merchandisingshops aber wer will denn kritisch sein?

Ich malte mir kurz aus wie das wirken würde, wenn die Bloglesung im Rhein Energie Stadion vor tausenden von Leuten gehalten würde: Fangekreische und Ohnmachtsanfälle wenn Dr. Sno* seinen vom Sport gestählten Oberkörper präsentieren würde, Slips für den MC, BHs für den Nilzenburger, „Roman Ich will ein Kind von Dir“ Schilder und Stagediving von Rose… Bloggen ist Rock’n Roll!

Kurz vor Beginn riss mich ein leichter Druck in der Leistengegend aus meinen Träumereien. Konnte ich es mir leisten so kurz vor Beginn noch mal auf die Bollerbox zu verschwinden? Ein erneuten zwicken bestätigte ich konnte. Ich betrat das Klo und ertappe mich insgeheim dabei wie ich darauf hoffte dem MC auf dem Klo zu begegnen um mich neben ihm ans Urinal zu stellen und ihn wie andere vor mir beim Mittelstrahlen zu stören.

Gerade noch rechtzeitig fand ich mich auf meinem Hocker an der Bar wieder aber was reicht schon rechtzeitig? Wie ich feststellen musste hatte ich mehr als genug Zeit gehabt: Es wurde Neun und nichts passierte. Zehn nach Neun und immer noch passierte nichts. Blog’n Roller ließen gerne ihr Publikum warten.

Unweigerlich kam mir der Gedanke dass alle Vorlesenden sich in einem Geheimraum hinter der Wand und dem Vorhang befanden. getrennt vom Publikum durch eine geheime Türe die mir bei der Inspektion zuvor entgangen war. Ganz sicher würden sie sich in einem Zustand immenser Konzentration befinden. Dr. Sno*, ähnlich wie Rocky Ballboa, würde ganz sicher einige kurze Schlagkombinationen zur Aufwärmung loswerden während MC und Nilzenburger sich in einem Jacuzzi von einigen Gespielinnen die Lippenmuskulatur lockern ließen. Rose und Roman säßen in unmittelbarer Nähe und würden mit Wodka einstimmen. Ja! Das Leben eines A-Bloggers musste herrlich sein.

Und dann sah ich wie der MC sich an mir vorbei schob. Nix mit Geheimraum und so. Blogger kommen direkt durch den Eingang – WOW! Mein Herz machte einen Sprung: Der MC schob sich an MIR vorbei! Das Leben war schön: A-Class-Blogger reibt sich an Z-Class-Blogger! Ob es zu früh war um ein Autogramm zu bitten?

So langsam trafen sie alle ein – Blogger Rock’n Roller halt! – und das Publikum musste weiter ausharren. Letztendlich dauerte es gut 40 Minuten bis es losging: Akklimatisierung an die Umgebung, sagte ich mir. Blog’n Roller müssten wohl wie beim Feng Shui üblich die Energie Ströme im Raum spüren.

Dann ging es aber sofort los: Nach einer alles andere als kurzen Vorstellung durch den Moderator des Abends startete Dr. Sno* die erste von drei Runden. Ihm folgte der stimmlich angeschlagene aber tapfer durchhaltende Roman Libbertz, dann kamen mit dem Nilzenburger und Rose (die Frau für die in meinen Augen das Wort Rave erfunden wurde. Noch nie zuvor hatte ich so oft in so kurzer Zeit das Wort Rave oder Abwandlungen des selbigen wie beispielsweise „polnische Ravenudel“ gehört.) so etwas wie Heimatstimmung auf, denn beide leben/lebten in Köln. Den Abschluss markierte der MC Winkel, der nicht nur (wie es sich für einen Blog’n Roller gehört) ein Glas zerdepperte, mit einem Holsten beschenkt wurde, sondern auch versuchte mit Körpereinsatz besondere Eigenschaften seiner Geschichten zum Besten zu geben.

Waren alle erstmal durch, fing direkt die nächste Runde an. So vergingen gut zwei Stunden in der neben vielen komischen Geschichten, auch eine ernstere und traurige von Roman gab. Ich lauschte, lachte, applaudierte und hatte eine gute Zeit und dem Publikum ging es sicher ähnlich. Gegen Ende der Veranstaltung kam dann doch noch mal Tumult auf als der MC ein seit Beginn auf dem Schreibtisch stehendes Kölsch in einem Zug weg trank und meinte das es so schmecken würde als wäre es frisch gezapft! (Wie kann man so was nur behaupten????) Wie aus einem Mund schrie man Dinge wie: „Pfui MC! Pfui!“ oder „Knüpft ihn auf!“ Die Sicherheitskräfte vor Ort und die Freirunden der Charme der Vorlesenden konnten aber verhindern dass der MC aufgeknüpft wurde.

Am Ende ging die Lesung in den Partyteil über. Ich wäre gerne länger geblieben und hätte mich mit allen Teilnehmenden vor Ort unterhalten, doch die Uhr sagte mir dass mir nicht mehr viel Zeit blieb um meine letzte Bahn nach Hause zu bekommen. So konnte ich mich leider nur sehr sehr kurz mit dem MC unterhalten, hoffe aber beim nächsten Mal mehr Zeit und Gelegenheit zu haben.

Lediglich drei Dinge fand ich nicht so berauschend auch wenn sie dem Abend nichts von seinem Glanz genommen haben:

1) Das laute Geschnatter einiger Leute im Publikum die die Vorlesenden meines Erachtens doch gestört haben.
2) Die Wartezeit ganz zu Beginn aber ich sage nur: Blog’n Roll!
3) Der letzte Text von Rose, den ich einfach viel zu lang und zu verwirrend fand. Irgendwann hatte ich bei den ganzen Alkoholeskapaden und Ravegenudel völlig den Faden verloren.

Gibt es noch ein persönliches Highlight des Abends?

Gibt es: Der Händedruck vom MC! Diese A-Class-Blogger Hand, das schwor ich mir, würde ich nie mehr waschen… was ich aber dann heute Morgen vergessen habe…

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Wer Gelegenheit sie zu sehen sollte es sich nicht entgehen lassen! Es lohnt sich! 🙂 Blog’n Roll forever!

  1. #3 von der Kaiser am 13. April 2007 - 11:44

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