Für einfach besser einkaufen…


In den deutschen durchorganisierten Landen, man soll es ja nicht glauben, gibt es rechts- und regelfreie Zonen. In diesen Zonen herrscht vielleicht nicht unbedingt was man Anarchie nennen möchte, aber zumindest etwas was uns den den Urinstinkten des Menschen wieder näher bringt. Der Kampf um Nahrungsmittel hat von je her zu wilden Bestien werden lassen. Was damals der Kampf um die letzte Banane auf dem Baum, die Beeren am Strauch oder das Mamuth an der Ecke war ist heute der Kampf um Nahrungs- und Konsumgut. Arenen der Neuzeit sind damit nicht die modernen Fußball- oder Boxstadien sondern simple, zeitlose Supermärkte und Kaufhäuser. Dies ist zumindest die Meinung die nach einigen Jahren Einkaufserfahrung gewonnen habe.

Man unterscheide zwei Gruppen:

  • Die erste ist die, die sich mit Vorliebe schon zu früher Stunde vor der Ladentüre aufhält um ja der/die erste zu sein um das begehrte Objekt zu erhalten. Diese Gruppe tritt nur bei Angeboten von Konsumgütern auf und ist somit im Alltag wenig gefährlich. Es gilt aber bei Angeboten diesen Leuten tunlichst aus dem Weg zu gehen bzw. sich nicht zwischen ihnen und Angebot zu befinden. Es sei denn man mag es wenn tausende von Füßen über den eigenen Rücken laufen.
  • Die zweite Gruppe kann zu jeder Zeit in jedem Laden auftreten. Sie hat Interesse an Nahrungsmittel und sind voller Versorgerinstinkte. Der Gedanke dem hungrigen Volke im heimischen Mehrfamilienhäuschen nicht das geben zu können was sie wollen und sich somit den daraus folgenden endlosen Geplärre auszusetzen lässt sie zu wahren Bestien werden. Ruhe will sich schließlich erkauft werden.

Die zweite Gruppe hebelt im Kaufhaus so ziemlich jedes Gesetz der Vernunft aus. Mit dem Einkaufswagen rasen sie wie Schumi durch die Gänge auf der Suche nach Nahrung. Doch nicht jeder ist ein Schumi, manche sind auch ein Alonso und was passiert wenn beide aufeinander treffen kann sich jeder denken: Kampf um die Pole Position an der Wursttheke!

Die Regel die es dabei zu betrachten gilt ist die, das es keine Regeln gibt. Jede Spur, jede Abkürzung in den Gängen gilt es zu nutzen um dem anderen ein Schnippchen zu schlagen. Ein plötzlicher Wechsel von der rechten auf die linke Spur? Kein Problem! Passt der eigene Wagen nicht durch die enge Lücke zweier Kontrahenten? Was nicht passt wird passend gemacht. Was in den anderen Ländern im Straßenverkehr Gang und Gebe ist findet hier ebenfalls wieder. Wagen sind Gebrauchsgegenstände und die Schramme vom ordentlichen Bums in die Seite eines anderen Wagens gibt genug Stoff für spannende Erzählungen.

Vorbei am Apfelsinengebirge, durch den Canyon der Müsli Regale könnte man von der Abteilung für Joghurt und Käse aus mit einem satten Spurt das hinter sich liegende Feld sicher weit zurück lassen, wäre da nicht das was ein jeder ernster Einkäufer auf dem Tod aus verachtet: Stau. Abgebrühte Hausfrauen parken gerne ihre Wagen in den Gängen für einen „kurzen“ Plausch. Das Rennen findet somit ein schnelles Ende denn wo eine Gruppe Hausfrauen plauscht ist die nächste nicht weit. Zumindest ist so wieder eine klare Aussicht auf die kunstvoll aufeinander gestapelten Instant Suppen Berge gegeben.

Wer keinen Wagen besitzt und als Fußgänger unterwegs ist, ist entweder schnell zu Fuß oder Lebensmüde. Fußgänger haben in den endlosen Weiten der Einkaufswelt keine Rechte. Ohne Wagen kaufen sie zum einen nicht viel und zum anderen sind sie so was wie ein Reh auf der Strasse. Zumindest, so sagt man, sieht man am Ende seines Lebens den selbigen als Film ablaufen. Ist man Zeuge wie die kleine Rädchen über den leblosen Körper hinweggerollt sind, vergisst man die ganze Szene gleich wieder. Warum sich auch merken? Es gibt keine Kennzeichen an Einkaufswagen und auch kein Einkaufsstraßenverkehrsamt über dem man den Täter notfalls ermitteln könnte. Freie Bahn für Fahrerflüchtige.

Doch in Kaufhäusern und Supermärkten kann man nicht nur Rennen fahren. Es gibt auch das lustige „Such-das-Regal-Spiel“. Groß und Klein irrt durch die Gänge auf der Suche nach dem richtigen Regal. So etwas wie einen Stadtplan gibt es nicht und in keinem Navigationssystem der Welt ist der Straßenplan vom nächsten Supermarkt gespeichert. Also besinnt man sich auf seinen Instinkte und erschnuppert das gewünschte Gut.

Ich finde hier muss der Staat endlich mal eingreifen:

  • Her mit einer Straßenverkehrsordnung für Supermärkte.
  • Zebrastreifen für Fußgänger.
  • Nummernschilder an die Einkaufswagen
  • Versammlungsverbote innerhalb der Gänge.
  • Erfassung der eigenen Position, Regalinhalte nebst Angebote im Navigationssystem per GPRS.
  • Tempo 5 in allen Gängen. Notfalls mit Radaranlagen kontrollieren.
  • Versicherungspflicht für alle Einkaufswagen

Was tut man nicht alles für ein entspanntes Einkaufen…

  1. #1 von hermann4000 am 15. Mai 2006 - 23:08

    Herrlich Herrlich! Schöne Bildmalerei und absolut logische Schlußfolgerungen 😉 Einmal klugscheißen muß aber doch sein – besseres Einkaufen oder besser einkaufen aber nicht besser Einkaufen!

  2. #2 von dnuhrfan am 16. Mai 2006 - 13:09

    Wie aus der Seele gesprochen. Ich möchte hier betonen, als ich vor kurzem
    auf der Suche nach Süssstoff in einem Supermarkt war, und ich ihn im Bereich
    Zucker, Kandiszucker, Würfelzucker etc. nicht fündig wurde, ging ich Richtung Gewürze Salz, Pfeffer (man weiss ja nicht..) Als ich ebenfalls dort nicht fündig wurde, habe ich eine Verkäuferin gefragt, wo in den unendlichen Weiten dieses
    Supermarktes ich den Süssstoff finden würde, sie mir doch glatt sagte: Bei den Hygieneartikeln. Meine Antwort: Da hätte ich jetzt als nächstes gesucht, wenn nicht dort, wo dann im Supermarkt, hat uns beide zu einem leichten schmunzeln veranlasst. Und tatsächlich, zwischen Damenbinden, Deo und Zahnpasta stand der Süssstoff. Sie erklärte mir, dass man aus Platzgründen
    in diesen Bereich ausweichen musste. Also, bei Rewe auf der Suche nach Süssstoff immer bei den Damenbinden gucken…..!!!

(wird nicht veröffentlicht)