Gesünder Essen an der Frittenbude


Wer in der Nähe eine Gastronomiemeile der schnellen Genüsse arbeitet, der wird das ein oder andere Mal Gast in einem solchen Genusstempel sein. Zumindest, ist das bei mir der Fall. In der Nähe meine Arbeit liegt, etwas abseits von der Dönermeile, ein kleiner Laden, über dessen Tür auf einem kleinen Schild der Namen „Lecker Essen“ steht.Im „Lecker Essen“ finden nur wenige Leute Platz. Ein kleiner Stehtisch bietet Platz für vier Personen, alle anderen müssen Ihr Essen mitnehmen oder im Stehen speisen umgeben von gelblich, bleichen Wänden, deren letzter Anstrich wohl einige Jahre zurück liegen dürfte.

Das „Lecker Essen“ ist in meinem Betrieb bekannt für seine leckere Currywurst: Leckere, mit viel Sorgfalt gebratene, von Hand kleingeschnittene Bratwurststückchen von einer deftig, saftig leckeren, dunkelroten und mit Currypuder verfeinerten Sauce umgeben. Ansonsten ist die Speisekarte überschaubar und in meinen Augen wenig erwähnenswert. Ich meine, Pommes gibt es doch überall, oder?
Um so mehr zu erwähnen sind seine Betreiber: Ein etwas in die Jahre gekommendes und mehr oder minder eingespieltes Ehepaar die nicht nur an Profit sondern auch an das Wohl ihrer Kunden denken. Bei meinem letzten Besuch kam es zu folgender Szene: Ein leicht ergrauter, schnauzbärtiger Mann betrat das lecker Essen und fragte:

Mann mit Bart (MmB): „Habt ihr Bandnudeln?“

Ehefrau (F) schüttelt den Kopf: „Nein!“

MmB: „Und Spaghetti?“

F: „Nein!“

MmB: „Und Penne?“

F: „Nein! Haben wir auch nicht“

Ehemann (M) schaut aus der Küche hervor: „Natürlich haben wir die!!!“

F: „Nein haben wir nicht!“

M: „Red keinen Quatsch! Ich habe Penne! Zum Mann: „Was willst Du denn?“

MmB: „Nudeln!“

M: „Ich mach Dir Nudeln…“ (Frau verzieht das Gesicht)
MmB: „Mit Bolognesesauce?“

M: „Das auch noch? Das dauert was…“ Verschwindet in seiner Küche

MmB: Zur Frau „Und einen Salat bitte, mit Bohnen, Mais und Essig-Öl.“

F: „Ist das alles für die Uschi?“

MmB: „Ja!“

F: „Das ist aber nicht gut…“

MmB: „Wieso?“

F: Bereitet den Salat zu „Ich weiß ja das sie auf Diät ist, und da sind Nudeln und so nicht so gut. Wegen den ganzen Kohlehydraten und so. Davon wird sie nicht abnehmen…“

MmB: „Dazu sage ich nichts mehr. Das muss sie selbst wissen.“

F: „Ich meine, ich verkaufe das ihr ja gerne aber wenn sie auf Diät ist sollte sie die Nudeln nicht essen…“

MmB: „Mach einfach – die Uschi hat auch noch nie eine Diät durch gehalten…“

F: „Das ist aber auch schwer…“

MmB: „Vor allem wenn man sich dann noch nebenbei zwei Tüten Gummibärchen verputzt“

F: „Die sind doch nicht so schlimm…“

MmB: „Komm mir jetzt nicht mit dem ganzen Fettunsinn. Da war noch nie Fett drin und so… aber Zucker! (Frau nickt eifrig) Zucker ist da en mass drin. Genau wie in den Mentosdingern… meine Schwägerin, die hat diese Ätkins-Diät gemacht, die war da voll drin, ganze zwei Wochen lang, das war schon beeindruckend. Und nun isst sie wieder Schnitzel“

F: „Das ist aber auch nicht gut, wegen der ganzen Panade und so…“

MmB: „Nee, nee. Die isst ihr Schnitzel jetzt nur noch natürlich, so wie ich auch. Ohne Panade, nur mit den Kräutern der Provonce…“

F: „Nee, das ist ja auch besser so. Die ganze Panade und so ist ja nicht so gut, genau wie Nudeln… aber wenn die Uschi das so will, dann will ich ihr nicht im Wege stehen. Solange sie wenigstens nicht einseitig isst, ist es ja nicht schlimm… das ist ja nicht gut“

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Zwei Dinge überzeugten mich an diesem Moment den Laden zu verlassen: Zum einem wollte ich mich nicht noch schlecht fühlen, gerade weil ich mich mit meiner Currywurst sicherlich nicht diätkonform verhielt, zum anderen hatte ich zwischenzeitlich aufgegessen.

Doch sollte sich nun ein Trend zur Diätberatung an der Frittenbude entwickeln, so weiß ich das ich bei seinen Anfängen dabei war.

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