Zweierlei


Leise, in feinen Atemzügen dringt Sonnenlicht wie ein Fremdkörper in den ansonsten abgedunkelten Raum. Ein Fenster im Raum wird von mir nie verdunkelt. Völlige Dunkelheit behagt mir nicht, macht mir Angst, nimmt mir die Luft zum Atmen, lässt mich nicht gut schlafen und oft panisch aufwachen. An sich habe ich keine wirklichen Probleme mit Dunkelheit, aber im Schlafzimmer ist dies nun mal etwas anderes. Ich empfinde es als sehr beruhigend zu erwachen und natürliches Licht, egal wie schwach es ist, im Raum vorzufinden.

Verträumt öffene ich nacheinander schwerfällig meine Augen, als wolle ich sichergehen das der Raum auch wirklich nicht in völliger Finsternis liegt. Dann richte ich mich langsam auf und schaue mich im Raum um. Alles noch so wie am Abend zuvor, der Berg aus Klamotten, die Körbe mit Wäsche und an der Schranktüre die Krawatte die ich schon so lange mal wegräumen wollte.

Ich ziehe meine Beine an mich und lege meinen Kopf auf meine Knie. Ich hänge irgendwelchen Gedanken nach, ohne sie benennen zu können. Ich mag das nicht unbedingt, es gibt mir ein wenig das Gefühl, nicht Herr meine Lage zu sein. Aber ist man das jemals wirklich so ganz? Im Gegensatz zu Früher wo ich mir sicher war das dem so sei, vertrete ich heute mehr die entgegengesetze Position. Denn in meinen Augen gibt es Dinge die man nicht in dem Maße oder überhaupt kontrollieren kann wie man es gerne möchte. Das bedeutet nicht unbedingt, das dadurch alles schlechter ist, denn es kann auch sehr schön sein.

Ich schaue auf den Platz neben mir und betrachte Deinen Rücken, den durch Deine Haaren zum Teil bedeckten Nacken, deinen Kopf auf dem Kissen.. Die Arme hast Du unter selbigen vergraben. Du verweilst immer noch in der Traumwelt wo ich Dich zurück gelassen habe.

Ob Du mir böse deswegen bist?

Mit meine Augen beginne ich Deine Kurven entlangzufahren, beginnend vom Poansatz der neckisch ein Stück unter der Decke hervorlugt, die tiefe Furche entlang die Deine Wirbelsäule begleitet, hinauf zu den Schulterblättern die sich, einem feinen und kaum wahrnehmbaren Relief, gleich auf Deiner Haut abzeichnen. Wie gerne würde ich mich über Dich beugen und mit meinen Lippen mich von der Existenz dieses Reliefs vergewissern, doch hält mich die Angst davor, Dich schlafende Schönheit zu wecken, davon ab. So küsse ich jene Stellen nur in meinen Gedanken, wieder und wieder und wieder.

Ich fahre fort mit meiner erneuten Expedition von dir, wandere über Dein Schlüsselbein hinüber zu Deinem Nacken, schiebe Deine Haare zuseite und küsse sanft was sie so sorgfältig zu verbergen wussten. So wie ich dich küsse, hören ich Dein sanftes Schnurren in meinen Gedanken. Das Herz jauchzt freudig auf, es liebt Dein Schnurren und wie gerne würde ich mich in diesen sanften Tonschwingungen der Luft hingeben und mich selbst in ihnen auflösen.

Würdest Du das wollen?

Hier beginnt das, was sich meiner Kontrolle entzieht: Dein Kopf mit all seinen Gedanken, dein Herz mit all seinen Gefühlen. Es gehört Dir und Du gewährst mir lediglich Zugang, einen Platz zum Schlafen und ein Fenster in die fernen Weiten Deiner Seele. Ich kann Dich nicht lenken und will es auch nicht. Denn das was Dich ausmacht ist gerade das was mich an Dir so sehr fasziniert und anzieht.

So wie jetzt, denn ehe ich mich versehe, habe ich mich über Dich gebeugt und küsse ganz behutsam und flüchtig Deinen Nacken.

Nicht flüchtig genug, denn Leben erfüllt dich. Du beginnst Dich zu bewegen, drehst Dich auf die Seite, den Rücken zu mir. Nein, wach bitte nicht auf, bleib noch ein wenig wo Du bist, komm nicht zu mir, lass mich zu dir.

Dein Atem geht ruhig und kaum sichtbar weiter. Erleichtert lass ich mich wieder neben Dir nieder. Vorsichtig lege ich meinen Arm um Dich, spüre Deine Haut auf meiner Brust. Dein Duft dringt sanft in meine Nase und bevor ich weiß wie mir geschieht, greift Deine Hand nach meiner und schiebt sie weiter nach oben, dorthin, wo ein angenehm rhythmisches Klopfen die angenehmste Musik ist, die alleine nur durch die Haut gespürt werden kann.

Wie von alleine fallen meine Augen wieder zu und ich beginne zu fallen, ewig tief bis wieder bei dir bin, vom Himmel fallend, in unsere gemeinsame Welt.

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