Namibia und Kapstadt 2005 – Tag 1: Frankfurt -> Windhoek -> Swakopmund


Die Tour nach Namibia und Kapstadt und Süd Afrika dauerte von 6-17 Dezember. Hier ein paar meiner Eindrücke, Erlebnisse und Gedanken zum nachlesen. 🙂

Orte an denen einem seltsame Leute begegnen scheinen nicht unbedingt rar zu sein. Zumindest ist ein Flughafen ein guter Ort um Zeuge für seltsame Gespräche zu werden. Als ich in der Schlange zum Einchecken stand befand sich vor mir ein Pärchen die folgende Szene zum Besten gaben:

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Mann (schaut auf die Anzeigetafel): „Das ist ja niedlich – die fliegen ja von Frankfurt nach Hof in Plauen.“

Frau: „Ja! Und auch nach Köln, das ist ja alles nicht so weit weg.“

M (zieht sich seine Jacke aus): „Hier ist es aber warm…legst Du die mal in den Koffer?“
Die Frau öffnet den Koffer und verstaut dir Jacke.

M: „Hey! Die fliegen ja sogar mehrmals nach Hof in Plauen, das ist ja lustig.“

F: „Ja! Und auch mehrfach nach Köln“

M: „Ist ja alles nicht so weit weg.“

F: „Ja!… Hast Du die Flugtickets?“

M: „Die sind in meiner Jacke…“

F: „In deiner Jackentaschen?“

M: „Ja, genau da; die werden wir jetzt ja nicht mehr brauchen. Wir sind ja jetzt am Flughafen.“

F: „Ja!“

M (zeigt auf die Anzeigentafel): „Da!!! Noch einer der nach Hof in Plauen fliegt.“

F: „Das ist ja drollig…“

-*-

Ich habe keine Ahnung wie das Pärchen mit den sich im Koffer befindlichen Tickets eingecheckt hat, geschweige denn was so spannend an Flügen nach Hof in Plauen oder nach Köln. Klar ist alles nicht sonderlich weit weg, aber ist das so aufregend???

Der Flug jedenfalls begann richtig gut: Das Flugzeug in die Namibische Hauptstadt Windhoek war kaum besetzt und so kam ich in den Genuss den gut 10 stündigen Flug durch die Nacht auf einer ganzen Viererreihe liegend zu verbringen. Das war aber soweit auch alles. Ich bin kein Freund von Flugzeug essen und habe mich soweit damit arrangiert doch das Essen auf dem Flug war echt grausig. Nicht nur das meine Hähnchenbrust genauso aus Plastik hätte sein können, das was man mir als „Wein“ andrehte hatte eher was mit gefärbter Saubrühe als mit Wein zu tun. Der Geschmack pendelte irgendwo zwischen Frostschutzmittel und Badreiniger was mich veranlasste den Steward zu beknien den frisch ausgeschenkten Wein wieder mitzunehmen und ihn seinerseits dazu veranlasste den restlichen Wein aus dem Becher über mein Schlafkissen zu kippen. Natürlich nicht extra, aber wirkliches Bedauern sieht anders aus…

Getoppt wurde das Ganze allerdings vom Frühstück:

*würg*

Die nahrhafte Mischung aus labbrigen Käse, blasser Wurst und diesem niedlichen rohen Würstchen das ziemlich nach Sand schmeckte, gaben dem Morgen bereits eine eigene, kaum bei sich zu haltende Note. Aber wenn man müde ist, so habe ich festgestellt kommt der Geschmack immer erst zwei Bissen später also dann wenn es eh zu spät ist.

In Namibia angekommen, ging es flugs durch den Zoll. Probleme hatten die Leute lediglich beim Ausfüllen des Visums: Man bedenke, das man bei einer Rundreise nie 2x am selben Ort ist. Dumm natürlich, wenn das Visum einen dauerhaften Aufenthaltsort wissen möchte. Also begann so ziemlich jeder mit den Beamten vor Ort eine kleine Diskussionsrunde in der das Problem erörtert wurde. Schön ist es aber dann zusehen dass das Prinzip von Antragsteller und Antragbewilliger anscheinend überall gleich auf der Welt ist. Die Antragsteller versuchen keine Fehler beim „Antrag stellen“ zu machen und die Antragbewilliger die dem entsprechenden Informationen zu bekommen. Irgendwann einigte man sich darauf, dass es reicht einfach eine Adresse einzutragen und die Leute weiterziehen zu lassen. Sollten sie hier bleiben, dann hätten sie wenigstens Geld dabei 😉

Danach wurden wir von dem Reiseführer bzw. Fahrer in Empfang genommen, zum Geldtauschen geschickt und anschließend in diesen netten Bus verfrachtet:

Der Killerbus!!!

Der Fahrer, der auf den netten Namen Harald hörte, war in Namibia aufgewachsen, sprach aber fließend Deutsch und begrüßte dann alle Leute im Bus mit: „Willkommen in Namibia! Ich sage es ihnen gleich: Sie haben sich hiermit was angetan – sie haben eine Mamuttour gebucht. Wenn ich ihnen was zeigen soll von Namibia, dann brauche ich Zeit!“ Hier stützte er sich theatralisch an die Gepäckablage im Bus „Und Zeit ist das was wir nicht haben…wir haben uns hier bereits viel zu lange aufgehalten“ und sah uns dabei an als wäre das unsere Schuld. Das Harald so was wie der Michael Schuhmacher des Busfahrens ist, war uns zu dem Punkt noch nicht bewusst. Er holte alles aus seinem Bus heraus und fuhr stets in Socken…

Harald! - Fahrer, Führer, Flucher

Zu Haralds Person lässt sicht nicht viel Persönliches als mehr verhaltenstechnisches berichten:

Harald ist jemand der sehr direkt und zynisch ist, sei es in seiner Meinung über sein Land und Leute oder seinem Arbeitgeber. Während der ganzen Fahrt erläuterte er uns lang und breit warum diese Tour eine Tortour ist. Gründe waren dafür die fehlende Kenntnis vor Ort und Mangel an Erfahrung was das Planen von Touren angeht. Gerne erzählte er auch von seinen Erlebnissen in der Schule, den englischen und den deutschen Nazilehrern nach dem Krieg, den Waldorflehrern die in seinen Augen alle nur verweichliche Schwächlinge waren. Politisch aktiv war er allerdings nur mit seiner Meinung und obwohl er es nie ausgesprochen hatte, so kamen es mir doch so vor als würde er gerne wieder in alten Zeiten leben.

Der Präsidentenplast

Auch das obige Gebäude war ihm ein Dorn im Auge: Der neue Präsidentenpalast. Harald regte sich darüber auf, dass dieses Gebäude zum einem viel zu protzig, hässlich und zu teuer sei und das keine namibische Firma an dem Gebäude arbeitete, sondern nur die Chinesen. Die „gelbe Gefahr“ hatte sich mit großzügigen Geldgeschenken im Land eingekauft und versuchte nun entsprechende Ressourcen wie Bodenschätze zu sichern. „Das die Einheimischen nicht selber die Aufträge bekommen ist Nährboden für den Kommunismus…“ erklärte er, „aber da brauchen wir uns keinen Gedanken drum zu machen. Wenn es mal soweit ist, sind die Chinesen hier eh schon an der Macht.“

Er hatte ein Auge für die Umgebung, sondierte sämtliche Tiere, Pflanzen und Sehenswürdigkeiten auf 12 km Entfernung und wusste zu allem nette Geschichten zu erzählen. Sei es von dem Flussbett X wo er einen Bus zu Klump gefahren hatte oder aber zu den zwei größeren Hügeln in der Landschaft die bei den Buschmännern der Busenberg genannt wurden.
Zu sagen, dass das Fluchen seine zweite Natur wäre, ist sicherlich übertrieben aber er fluchte gerne und ausgiebig hinterm Steuer. Tiere die sich auf die Fahrbahn verirrt hatten wurden schon aus der Ferne mit einem Konzert aus Hupen und Fluchen („Blödes Viehzeuch!!!“) weggescheucht. Aber nicht nur über Tiere, nein, auch über Autofahrer fluchte Harald sehr ausgiebig. Meist verwendete er ein Schimpfwort das wie „Fakerl“ klang. Keine konnte sich so richtig eine Reim um dessen Bedeutung machen und so machten schon bald erste wilde Theorien die Runde. Sei es ein lokales obszönes Wort, eine Eigenkration oder aber ein geheimer Code. Gegen Ende der Fahrt fragten wir nach und die Lösung war sehr ernüchternd: Es hieß einfach „FAHR KERL“

Auch das Bedürfnis seiner Fahrgäste wusste Harald zu kommentieren. Da es in Namibia eher selten kalt ist und die ganze Zeit die Sonne einem aufs Dach brennt war das Betreiben der Klimaanlage ein Muss. Da selbige aber bei jedem Abschalten des Motors aus Batterieschonenden Gründen sich ebenfalls abschaltete, musste Harald sie wieder anwerfen. Doch was so ein richtiger Einheimischer ist, der braucht keine Klimaanlage und so vergass er es immer wieder sie anzumachen bis ihn einige Leute darauf hinwiesen. Irgendwann wurde es Harald zu viel und er brummte während der Fahrt in das Mikrofon zu seinen Passgieren: „Klimaanlagen! Bah! Nutzloses Zeug. Wenn man so ein Dingen hat, hat man nichts als Ärger. Läuft es nicht beschweren sich alle, wenn man keine hat dann fragt erst gar keiner danach…!“ Hier gönnte er sich eine Kunstpause „und Rommel hatte früher auch keine Klimaanlage!“

Zurück zur Tour. Auf dem Weg nach Swakopmund fragte Harald ob wir lieber Teerstrasse oder Landschaft fahren wollten. Der Unterschied war einfach: Landstrasse war schön und Teerstrasse langweilig. Klar das sich alle für die Landstrasse entschieden. Das es dadurch länger dauern würde wusste keiner. Auch nicht, das wir durch die Berge über nennen wir es relative schmale Strassen in einer relativ hohen Geschwindigkeit fahren mussten.

Durch die Berge von Namibia

Serpentinen wie diese im obigen Bild waren normal. Zum Glück kam uns kein Auto entgegen, das wäre lustig geworden. Aber ich denke Harald hätte das Auto schon im Vorfeld von der Strasse gescheucht.

Die Landschaft in Namibia mag für die meisten eher langweilig erscheinen, denn der Großteil der Landschaft sind eher karge Steppen mit wenig Grün aber dafür viel mehr Sand und Gestein. Trotzdem gibt es hier und da einige Punkte die gerade wenn schon nicht durch Grün, dann durch ihre Einfachheit faszinieren zu wissen.

Landschaft in Namibia

Was viele wohl weitaus mehr faszinieren wird, ist die Tiervielfalt die in Namibia herrscht. Zwar finden sich das meiste Getier eher in den Reservaten als auf der freien Wildbahn, aber es kommt schon mal vor das man hier und da eine Pawianfamilie zu Gesicht bekommt, Wildschweine quieckend vor dem Bus davon sprengen oder Springböcke den Sprung nach Vorne wagen.

Vogelnest auf einen Baum

Zwar ist auf diesem Bild kein Tier zu sehen, aber zumindest sein Zuhause: Dieses Prachtstück von einer Mehrfamilienwohnung besteht überwiegend aus getrockneten Gräsern und Zweigen. Das Nest beherbergt gut zwanzig Vogelparteien die laufend ein- und ausfliegen (Nur nicht wenn man mal knipsen will). Die Warmmiete dürfte nicht hoch sein, eher die Kaltmiete – denn warm ist es da ja immer. (Hua Hua! Was für ein Kalauer). Und Nebenkosten gibt es auch keine… (ok ok, ich höre ja auf).

Was mag sich hinter diesem Verschlag verstecken?

Wenn man so durch Wüsten und Steppen braust und nie wirklich einen Ort zu Gesicht bekommt, dann fragt man sich zu Recht was man macht wenn es mal in der Leistengegend zwickt und zwackt. Obwohl unser Bus eine Toilette besaß hatte Harald es „vergessen“ uns mitzuteilen, so dass die meisten bis zum nächsten Möglichkeit immer wie auf glühenden Kohlen saßen. Aber wenn man, wie Harald, seinen Job nun seit über 17 Jahren vollzieht dann lernt man den einen oder anderen Geheimtipp kennen. Als wir uns am ersten Tag am späten Nachmittag auf einer staubigen Pistenstrasse durch die Wüste befanden und einige Reisende ein dringendes Bedürfnis hatten, fuhr Harald schnurstracks zu einem kleinen Rastplatz. Rastplatz ist vielleicht zu viel gesagt, denn außer einem Holzverschlag (siehe oberes Foto), zwei kleinen Steintischen und einem einsamen Grill (!) gab es wirklich nichts. Und was verbarg der Holzverschlag?

Die Bollerbox!

Natürlich die begehrte Toilette. Ich denke bei einer Toilette die irgendwo in der Wüste steht, kann man außer einem Plumpsklo nun wirklich viel verlangen. Von daher schmunzelte ich nur über die Aussagen einiger Mitreisenden die sich über den Mangel an Hygiene beschwerten: „Kein fließendes Wasser? Ja, wo sind wir denn hier?“

Das die Wüste lebt, daran besteht kein Zweifel. Wie das folgende Bild zeigt ist dies eine Region in der so etwas wie Wasser purer Luxus ist…

Die Wüste von Namibia

Dennoch, vielleicht ist es gerade diese Kargheit, die unglaubliche Ferne, die Stille und das Gefühl von Isolation das diesen Reiz an einer Wüste ausmacht. Wenn man nicht aufpasst verliert man sich ganz in dieser simplen, auf den ersten Blick eher langweiligen Landschaft. Es ist schwer jemanden den Eindruck zu vermitteln, Worte sind hier nur schwierig zu finden und selbst wenn man angestrengt nachdenkt, so sind alle Worte in dem Moment entfallen sobald versucht wird sie in Töne umzusetzen.

Ein Springbockschädel

Dort wird man aber auch mit dem Tod konfrontiert und es bestätigt die Aussage, dass nichts für die Ewigkeit ist. Dies ist der Schädelknochen eines Springbocks…

Eine 200 Jahre alte Pflanze

Aber wie bereits gesagt: Die Wüste lebt. Dieses Bild zeigt eine 200 Jahre Pflanze die in der Wüste „lebt“. So vertrocknet wie sie auf dem Bild aussieht, so vertrocknet ist sie auch in Wirklichkeit. Ihre Blätter sind trocken, hart und völlig zerfetzt. Schuld daran ist der unaufhörlich wehende, scharfe Wüstenwind. Der Name der Pflanze ist mir leider entfallen, er war irgendwas mit miese Blablabla. Wenn ihn jemand noch weiß, dann trage ich das gerne nach. 🙂

*edit*
Nun Weiß ich es! Der Name lautet:“Welwetschia“ Vielen Dank an Katrin an der Stelle!
*edit*

Nach diesem kurzen Stopp inmitten von Nirgendwo, ging es weiter in Richtung Swakopmund. Nach gut neuneinhalb Stunden Fahrt und 513 zurückgelegten Kilometern kamen wir endlich beim Hotel an. Das Hotel selbst war eine ziemlich Überraschung: Das gebuchte Mitteklassehotel entpuppte sich als ein 4 Sterne Nobelhobelschuppen…

Ein Mittelklassehotel?

Das Swakopmund Hotel & Entertainment Centre war früher das Bahnhofsgebäude und wurde später zum Hotel umgebaut das es an nichts vermissen lies. Die 4 Sterne sind verdient, das Personal war wahnsinnig höflich und zuvorkommend.
Der Pool selbst befindet sich im Innenhof des Hotels und ist wohl mit seinen 75cm Tiefe eher Zierde als ernsthaft was zu planschen.

Die Empfangshalle

Die Empfangshalle war ziemlich groß – das Foto zeigt nur eine Hälfte davon 😉
An der Rezeption arbeitete die Mitarbeiterin die mir später noch helfen würde, aber zu gleich mehr.

Mein Zimmer

Hier ein Blick in mein Zimmer. Das Bett war groß genug für drei Leute und hinter dem Vorhang eine große Terrasse mit Ausblick auf den Innenhof. Was man auf dem Foto nicht sieht, ist der große Schrank und das große Bad.
An den Schrank werde ich mich sicherlich ewig erinnern, schließlich fraß er all meine Wertsachen. Ich dachte mir das es gut wäre all mein Hab und Gut im Safe zu deponieren. Also programmierte ich den Safe, legte meine Sachen hinein und machte ihn zu. Als ich ihn dann probeweise wieder aufmachen wollte, verweigerte er mir jeglichen Zugriff. Bevor hier jemand jetzt mutmaßt: JA, ICH HABE DEN RICHTIGEN CODE EINGEGEBEN!!! Zerknirscht ging ich zur Rezeption und berichtete denen von meinem Unglück. Pech für mich, der zuständige Manager war nicht mehr im Hause und würde erst morgen Mittag wieder da sein was ziemlich schlecht war, da wir am Morgen bereits wieder los wollten. Also rief die Mitarbeiterin den Manager und vereinbarte, dass er morgen früh kommen würde…

Mir blieb also nichts übrig als bis auf den nächsten Tag zu warten. Ich stillte meinen Hunger im Hotelrestaurant und ging dann zu Bett. An sich wollte ich ein wenig durch die Stadt schlendern, doch bei der schwachen Beleuchtung, Haralds Ermahnung das man nicht alleine durch Swakopmund gehen sollte sowie dem gerade voran gegangenen Ereignis verspürte ich einfach keine Lust darauf.

Was mich aber dann verärgerte war der Moment als ich den einzigen deutschen Sender auf der Hotelglotze anwarf und Dieter Bohlen mit seinen sich selbstverkauften Superhanseln mir entgegengrinste. Da reist man mal gut 9000 km weit weg und der Dünnbrettbohrer verfolgt einen noch… na herzlichen Dank

  1. #1 von linklodger2006 am 12. August 2009 - 13:32

    Sehr interessanter Bericht. Bei dem Bild vom Flugzeugessen vergeht einem jedoch jeglicher Appetit;-)Hotel sieht auch echt top aus. Schöne Überraschung wenn man ein Mittelklasse Hotel erwartet und ein Sternehotel bei raus kommt…

(wird nicht veröffentlicht)