Vom Möbelhaus des kleinen Mannes (Teil 4)


Nicht lange danach fielen die am Bett angebrachten Nachtkonsolen ab. Nachtkonsolen mag etwas übertrieben sein, schließlich handelte es sich dabei nur um ein dünnes kleines Brett als Oberfläche das mit einem Stützbrett am Bett festgeschraubt was. Wann immer sich das Stützbrett verabschiedete riss es gleich die restliche Konsole mit einem Getöse mit hinunter. Mit den Konsolen unter dem Arm besuchte ich Herrn Kabaklar in seiner zweiten Heimat. Er sah sich die Konsole prüfend an und fragte dann:

„Welche Schrauben haben Sie denn verwendet?“

„Die… aus der Packung?!? Also die die dabei lagen.“

„Die sollten sie am besten nicht verwenden. Die taugen nichts.“

Der Mann ist ein Phänomenen: Ein Blick und er weiß das seine Produkte Dreck sind! Wow!

„Na wenn ich DAS gewusst hätte“

„Ja, ja, das steckt man so als Käufer nicht so drin. Kommen sie mal mit, ich weiß was wir da machen.“

Wir trotteten zu einem kleinen Schreibtisch innerhalb der Schlafzimmerabteilung. Dort schloss er den Seitencontainer auf, holte eine stark abgenutzte Pappbox heraus und streute ihren Inhalt auf den Schreibtisch. Ein Guss zahlreicher Schrauben unterschiedlichster Ausführungen verteilte sich. Herr Kalkabar sondierte mit dem Ein-Finger-Suchsystem und grimmiger Miene die Schrauben und pickte nach und nach die richtigen heraus. Kein Zweifel, ein Vergleich der gelieferten und der sondierten Schrauben entspräche in etwa dem Vergleich zweier Streichhölzer mit einem Kugelschreiber. Während Herr Kalkabar mit der Hand die Schrauben über den Tisch wieder in die Pappkiste schob, bedanke ich mich schnell bei ihm und ging nach Hause die Schrauben einsetzen. Er hat nicht zuviel versprochen: sie hielten Bombenfest und waren selbst nach Abbau des Bettes nicht mehr voneinander zu lösen.

Ruhe kehrte ein und eine Weile passierte gar nichts. Ich schlief in meinem Bett und wachte wieder auf. Tagein, tagaus. Manchmal gab das Bett ein kleines Knarren von sich, aber das muss ja nichts heißen.

Falsch gedacht.

Zu meinem Schlafzimmer muss man soviel sagen das es gefliest ist bzw. zu dem Zeitpunkt war. Zwischenzeitlich hat ein Teppich Einzug gehalten in mein Schlafzimmer, was für Füße am Morgen und in der Nacht deutlich angenehmer ist.

Es war eine kalte und stürmische Nacht! (Diesen ausgelutschten Anfang wollte ich schon immer mal verwenden) Ich lag in meinem Bett und schlief seelenruhig. Ich drehte mich um als plötzlich etwas die Stille zerriss. Es klang als ob irgendwo etwas zu Boden gefallen war. Verschlafen richtete ich mich auf, rieb mir die Augen und lauschte in die Dunkelheit. Hatte ich mir das vielleicht eingebildet?

In dem Moment gab das Bett unter mir nach. Ich fiel in die Tiefe und wenn es nicht so wenig Abstand zwischen Boden und Bett gegeben hätte wäre mein Leben ganz sicher an mir vorbei gelaufen. So fand ich mich auf dem Boden wieder. Fluchend machte ich das Licht an und sah die Bescherung: Die Schrauben hatten sich an einer Ecke des Bettes aus der Verankerung heraus gelöst bzw. gerissen. Genervt machte ich das Licht aus und verbrachte die restliche Nacht auf meinem Sofa.

Das Bett war nun völlig kaputt: Die Löcher in denen die Schrauben steckten waren vollkommen ausgefranst und vom Brett war ein Stück abgebrochen. Was tun? Herrn Kalkabar besuchen, Brett tauschen, neue Schrauben suchen und dann alle Schrauben im Bett austauschen? Ganz sicher nicht. Nein, ich hatte die Faxen Dicke und beschloss das bett zurückzugeben. Ich besuchte also Herrn Kalkabar in seinem Zweitwohnsitz und berichtete was passiert sei. Er empfahl mir ein neues Bett mitzunehmen aber ich wollte nicht mehr, es würde mir langsam damit reichen. Zunächst sagte Herr Kalkabar nichts, dann nickte er nur gelangweilt und füllte ein Formular aus. Das Bett könne ich gerne zurückgeben, allerdings würde ich dann nur eine Gutschrift bekommen die ich dann hier komplett innerhalb eines Jahres einlösen müsse. Da das Bett zudem gebraucht sei, könne ich nicht mit dem vollen Erstattungspreis rechnen. Stattdessen gab es ca 50% des ursprünglichen Verkaufspreises. 50% Wertverlust innerhalb eines Jahres, so etwas war mir bisher auch nicht vorgekommen. Man merkt wie wenig Wert diese Produkte haben.

Zähneknirschend nahm ich das Angebot an denn ich wollte weder das Futonbett Tommy noch ein anderes Produkt haben. Ich hatte die Schnauze voll.

Doch das war nicht das Ende der Geschichte.

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  1. #1 von Usagi1997 am 15. Januar 2007 - 23:01

    Möbel verlieren unglaublich schnell an Wert, innerhalb von drei Jahren sind die nicht mal ihren Schrottwert mehr Wert o__O. Aber wir sollen sie teuer kaufen *pillepalle*.

  2. #2 von Hermann am 16. Januar 2007 - 12:31

    Das wird ja noch ne Produkt-Serie….

    Staffel 1: Das Bett in 10 Episoden
    Staffel 2: Das kaputte XXX in 10 Episoden!

    Mehr davon ! 😀

  3. #3 von mama am 16. Januar 2007 - 19:17

    zum nächsten Weihnachtsfest gibt es eine Eisenbett ohne Schrauben alles verschweißt ok?????

  4. #4 von Huhn am 16. Januar 2007 - 21:31

    Auch ich besitze ein Produkt aus dem „Möbelhaus des kleinen Mannes“ (bzw. der kleinen Frau), nämlich „Eddie“. Eddie ist der kleine Bruder von Tommy, nämlich nur 1,40m breit, ohne Nachttische und in Buche, aber ansonsten haargenau dasselbe. Eddie hat gerade sein Zweijähriges gefeiert und er ist zum Glück noch äußerst lebendig. War vielleicht die Handhabung von Tommy seitens des Kaisers nicht artgerecht? 😉

(wird nicht veröffentlicht)