Ein generelles Problem aller Menschen die zum ersten Male in ihrem Leben das heimelige Nest verlassen, ist der Besitzstand. Kaum einer kann auf genug Möbel herabblicken die er sofort mit in die weite Welt nehmen kann. Mir ging es da kein Stück anders. Ich besaß lediglich ein Sofa das mich begleiten würde. Alles andere musste angeschafft werden. Somit war ich ebenfalls dem Folgeproblem ausgesetzt: Wie bekommt man möglichst viele akzeptable Möbel für wenig Geld? Da Möbelhäuser eine entsprechende Qualität nicht gerade für wenig finanzielle Mittel hergeben bleibt am Schluss meist nur der Weg zu den SB Möbelketten, also eben jene Geschäfte deren Prospekte jede lokale Wochenzeitung erheblich verfetten lassen.
In meinem Falle das SB Möbelhaus Möbel Boss. Sofort, billig, gut! Welcher Person mit wenig Geld geht dieses Motto nicht nahe?
Mir!
Zumindest war ich so sehr von dem Laden angetan. Unweigerlich kam in mir die Erinnerung an den Moment als ich mit einem Freund aus Schulzeiten in einem ähnlichen Möbelhaus einen Schreibtisch kaufte und zusammenbaute. Der Kauf war weniger das Problem als vielmehr der Zusammenbau. Der Tisch hatte eine Breite von gut 130 cm, zudem kam eine geschwungene Ecke dazu die nochmals gut 20 cm betrug. Das ganze verfeinert mit Schubladen und eine ausziehbaren Platte für eine PC Tastatur. Alles in allem eine ziemliches Monstrum von Schreibtisch. Der Zusammenbau beanspruchte dann nahezu den ganzen Nachmittag. Die Anleitung war erwartungsgemäß alles andere als nützlich. Sie schaffte es zwar irgendwie mit einer einzigen Zeichnung auf einem einzigen DIN A4 Blatt den gesamten Zusammenbau zu dokumentieren, verzichtete jedoch auf eine Beschriftung über das jeweils zu verwendende Teil oder die Anzahl die zu verwenden war. Somit waren die Ratespiele im Möbelsektor eröffnet. Am Ende stand der Tisch auch. Er bestand den ersten Stabilitätstest (drauf stellen) und wurde schließlich als fertig zusammengebaut deklariert. Die dem Restbestand angehörigen und nicht verwendeten Bretter, Schrauben und Dübel dürfte da nie eine Rolle im Zusammenbau gespielt haben.
Doch letztendlich auf Grund meines Budgets das ich nicht unnötig strapazieren wollte, ich bereits mehrere Wochen in Möbelhäuser verbracht hatte, lies ich mich davon überzeugen dem Laden einen Besuch abzustatten. Schon das Prospekt hatte meinem Vater es angetan. Er staunte immer wieder lauthals über die so immens günstigen Produkte und betonte stets das Ketten wie besagte Möbel Boss „Das Möbelhaus des kleinen Mannes“ sein.
Im Möbelhaus des kleinen Mannes angekommen durchstöberte ich zusammen mit meinen Eltern die einzelnen Abteilungen. Wir beschlossen im zweiten Stock anzufangen und uns dann nach unter durchzuarbeiten.
In der Küchenabteilung kam es dann zu den ersten Problemen: Keine Küche passte wirklich in den zur Verfügung stehenden Raum. Da müsste man schon umgestalten, meinte mein Vater und ich konnte das Glitzern von Planungslust in seinen Augen sehen. Dem Schild welches uns aufforderte bei Problemen an den Verkäufer zu wenden nahmen wir dankbar an. Schließlich, so versprach das Schild gibt es nicht was man nicht zusammen planen könne. Damit saßen wir keine fünf Minuten später einem leicht beleibten Verkäufer gegenüber der auf mich eher abstoßend wirkte. Er trug weniger mit Stolz als eher mit Zwang das dünne Leinenhemd seines Unternehmens. Die letzten drei Knöpfe zum Halse hin waren offen und ein wildes Büschel dunkler Haare quoll hervor. Lustlos hackte er ein paar Minuten auf seine Tastatur ein bevor er sich mit einem gequälten Lächeln uns zuwandte. Zufriedene Menschen in zufriedenen Jobs sehen ganz, ganz sicher so aus.
Auf die Frage ob es möglich sei die vorhandenen Küchen entsprechen meinem zur Verfügung stehenden Raum anzupassen, sah er uns nur erstaunt an und schüttelte den Kopf: Nein, so etwas wäre absolut nicht möglich. Möglich sei es eine bestehende Küche, so wie sie ist um entsprechende Elemente zu erweitern ohne aber das Grundprinzip zu ändern.
Nun gut, also keine Küche von hier.
wird fortgesetzt…
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