Hitzewallungen


Es ist warm…

Die Sonne geht auf und scheint mit der Wärme einer Heizdecke in mein Schlafzimmer. Ich kratze mich am Kopf und ich habe das Gefühl eines schlechten Traumes in den Knochen. Mit einem Schweißfilm überzogen kämpft man sich aus dem Bett und wankt ins Bad, freudig die erste Abkühlung des Tages: kaltes Wasser aus dem Wasserhahn! Doch oh weh. Seitdem es nun seit mehreren Tagen so warm ist, erscheint kaltes Wasser wie ein Fatamogana, denn das Wasser aus dem Hahn hat auch schon mal kühlere Tage erlebt. Ob noch genug Eis da ist um eine Wanne mit Eiswasser zu produzieren? Ein kurze Blick in den Gefrierschrank verrät: Es war gestern schon keins mehr da, füll die Eisschale mal mit Wasser auf Du Wurst. Na egal, dann halt nicht und so warm ist das Wasser aus dem Hahn bei zweiten Begutachten auch nicht.

Es ist heiß…

In meinem Büro sitzend, mit offenden Fenstern und Türen erarbeite ich unter Bächen meines Schweißes meinen Feierabend. An sich bin ich ja der Meinung das alleine die Anwesenheit hier genug Grund sein müsste um Feierabend zu bekommen, arbeiten ist bei der Hitze nur eine zusätzliche Belastung. Bei der geringsten überflüssigen Bewegung fließt der Schweiß wieder und je länger das geht um so mehr vermischt sich die Luft mit den aufsteigenden Schweißpartikeln und die Atmosphäre wird immer dichter. Ein Ventilator wäre schön denke ich mir. „Davon erkälte ich mich!“ murmelt der eine Kollege, „Der bläst doch eh nur heiße Luft umher“ murmelt der andere. Wie kann das denn gehen fragt sich wiederrum der erste, denn was erkältet kann schließlich nicht warm sein. Es sei aber nun mal warm, antwortet der andere. Ein Ventilator bläst nur Luft umher und die ist nunmal an Sommertagen warm. Würde sie denn nicht abkühlen wenn sie sich bewegen würde, schließlich kühlt man sich ja auch ab wenn man beim irgendwelche Extremitäten aus dem Fenster halten würde, so wieder der erste.
Und bevor ich much versehe, befinde ich mich auch schon in so einer herrliche Halbwissensdebatte über Physik, Thermik und Wetter bla bla bla. Ich brauche was kaltes und der Feierabend ist noch laaaaaaange hin… ich gehe nach draußen, in der Hoffnung irgendwo unter einem schattigen Baum ein lauschiges schattiges Plätzchen zu finden. Doch ich habe kein Glück, alles ist belegt, sei es von Hund oder Mensch. Ich wander ein wenig umher und frage mich wie das früher alles überlebt habe als ich an einem Kiosk vorbeikomme.

Ein Eis wäre nicht schlecht schießt es mir durch den Kopf und ich beginne die Eiskarte zu studieren. Mit einer geweissen Verzückung stelle ich fest das manche Dinge immer wieder den Weg zurück finden: Der Braune Bär ist wieder da und Ed van Schleck kann wohl niemand töten. Ein Slush Puppie wäre jetzt gut, den mochte ich auch schon früher. Ein Slush besteht aus einer syrupähnlichen Masse in zerkleinertem Eis. Sehr erfrischen und sehr lecker an heißen Tagen. Damals musste ich nur aufpassen, das ich das Slush nicht zu schnell aß denn das führte unweigerlich zu Hirnfrost, jene bösartigen, stechenden Schmerzen im Vorderkopf die erst nach einer gefühlten Ewigkeit dahin schwinden.
Doch die Tage von Slushs scheinen vorbei zu sein, weit und breit nichts zu sehen. Wäre wenigstens Eis im Gefrierfach zuhause gewesen…
Ich verbrenne…

Die Erinnerung an kalte Erfrischungen aus Kindertagen bringt mich zum Schmelzen. Da ist sie wieder: die Sonne! Meine Klamotten liegen mir inzwischen wie eine zweite Haut an. An sich ganz schön, wenn ich einen Anzug oder etwas ähnlich edles trüge. Doch eine kurze Stoffhose und ein kurzes T-Shirt ist nichts was unbedingt eng anliegt. Es ist schon erstaunlich was so eine entsprechende Menge Schweiß ausrichten kann. Die Luft ist furchtbar trocken und der warme Wind der immer wieder aufkommt pumpt letztendlich das letzte bisschen Flüssigkeit aus mir heraus. Irgendwo riecht es ganz gut, scheint mein Gehirn zu sein das langsam vor sich hin gart.

Ob das vergleichbar mit einem Hitzestich ist? Ein gebratenes Gehirn? Es gibt ja auch Bienenstich und der schmeckt auf der einen Seite wie er auf der anderen Seite schmerzt… oh je oh je, was denke ich hier bereits? Mein Gehirn ist wohl nun wirklich der Hitze erlegen. Hätte ich bloß Eis im Gefrierschrank gehabt, dann wäre das nicht so schnell passiert.
Ich entschließe mich wieder zurück zu gehen um dann bei betreten des Büros zwei Dinge fest zustellen:

  • Die Diskussion ist immer noch nicht vorbei
  • Etwas kaltes habe ich auch nicht gekauft

Seufzend verkrieche ich mich hinter meinen Monitor und möchte weinen, aber ohne Flüssigkeit keine Tränen. Warum gibt es kein Hitzefrei für die arbeitende Bevölkerung?

Schweigend und schwitzend arbeite ich bis Feierabend durch und gehe dann nach Hause. Dort angekommen kommt mir die Idee nach einem erfrischenden Eisbad. Doch der Blick in den Gefrierschrank zeigt nur gähnende Leere. Ob wohl wenn man einzelne Gleidmaßen in den Gefrierschrank legt dann werden die auch gekühlt. Gedacht, getan: Die Klamotten bis auf die Unterwäsche vom Leib geschält halte ich nun immer wieder abwechselnd Arme, Beine und Kopf in den Gefrierschrank und kühle mich so lange bis der Motor des Kühlschranks einen unliebsamen Aufstoss von sich gibt und die Kühle ein jähes Ende findet.

Ich koche!

Alles flehen und betteln hilft nichts: Das Scheißding ist kaputt, mir ist wieder warm und zu allem überfluss muss ich nun auch noch einen neuen Kühlschrank kaufen. Ich betrete den Flur vor meiner Wohnung, die Türe fällt ins Schloß und ich bemerke das ich immer noch nur in Unterhosen gekleidet rum laufe. Zu allem Überfluss öffnet sich die Eingangstüre und die Nachbarin kommt rein. Bloß schnell rein schießt es mir durch Kopf und somit donnere ich ohne Weiteres gegen meine Haustür und alles wird dunkel…

Es ist warm…

Die Sonne geht auf und scheint mit der Wärme einer Heizdecke in mein Schlafzimmer. Ich kratze mich am Kopf und ich habe das Gefühl eines schlechten Traumes in den Knochen…

  1. #1 von mama am 31. Dezember 2006 - 17:52

    habe ich erziehungstechnisch etwas falsch gemacht?????

(wird nicht veröffentlicht)