Fruchtbarkeitstanz


In der Nacht zum Samstag feierte ein guter Freund meinerseits, ich nenne ihn hier einfach mal „Sepp“, in seinen Geburtstag rein. Das ganze fand in der LMH, der Live Music Hall in Köln statt, ein Schuppen den ich noch aus den wenigen Besuchen meiner ganz jungen und wilden unschuldigen Jahre ein wenig in Erinnerung hatte.

Beim Betreten hatte sich auf den ersten Blick für mich auch nicht die geringste Kleinigkeit geändert: Frequentiert wurde der Laden immer noch von den Altersgruppen 16 bis Mitte 20, die Wände sahen immer noch muffig aus und die Klos bei den Herren liefen, durch zu viel Klopapier im Abfluss, immer noch bei jedem weiteren Spülgang über. Wären Gummistiefel nicht so ungeeignet zu tanzen so wären sie sicherlich das ideale Schuhwerk! Ich jedenfalls würde sie immer tragen wenn ich die LMH nochmals besuchen sollte.

Aus den Boxen dröhnte ununterbrochen die Musik in ohrenbetäubende Lautstärke, auf der Tanzfläche verschmolzen sich die Körper in extasischen Bewegungen zur den Beats scheinbar ineinander um sich dann wieder genau so elegant zu trennen. Sah man genauer hin entpuppte sich das was so elgant von statten ging eher als Rempelparade: Es gab einfach nicht genug Freiraum zwischen den einzelnen Leuten um auch nur die Ellenbogen richtig zu heben. Alles stieß an oder berührte sich. Ich konnte mich nicht unbedingt des Bildes erwehren, das Sardinen in ihren Dosen vermutlich genauso Parties feiern würden.

Nach zwei, drei Metern über den mehr dreckig, klebrigen Hallenboden war ich bereits gut 20 cm größer und machte mir Gedanken drüber das wenn ich nicht das Maß an Bewegung nicht ziemlich minimieren würde ich mich nach gut ein, zwei Stunden unter dem Hallendach befinden würde. Entweder dies oder ich musste regelmäßig den sich ansammelnen Dreck von meinen Schuhen kratzen.

Aber es war nicht alles wie ich es in Erinnerungen hatte: Das Tanzen hatte sich geändert. Zwar wurde schon immer gerne eng aneinander oder auch sexy getanzt aber das man unweigerlich das Gefühl bekam in einem Pornostreifen der Magma Studios gelandet zu sein, das war mir doch bisher nicht im Gedächtnis geblieben. Ich beobachtete ein Päärchen das ziemlich eng aneinander tanze. Sie, ihren Rücken an ihn gedrückt, ihre Hand auf seinen Schenkel, schwang gebärfreudig ihre Hüften hin und her, ging in die Knie und erhob sich wieder. Er schien nicht zu wissen wie ihm geschah was dazu führte das Augen und Mund immer weiter wurden. Mit einem gekonnten Schwung drehte sich um, drückte sich an seine Brust und lies sich langsam nach unten gleiten um dann in der Nähe seiner Lenden zu verweilen. Sein Blutdruck schien sich in einigen Regionen zu ungeahnten Höchstständen zu konzentrieren, seine Augen waren glasig und der Mund schien sich eine Zerrung eingehandelt zu haben denn er ging einfach nicht mehr zu. Vielleicht hätte man mit viel Phantasie noch an irgendetwas anderes denken können, doch das rhytmische Hin und Her seiner Hüften, gepaart mit dem geistlosen Ausdruck auf seinen Gesicht ließen nur zwei Schlüsse zu: Fellatio oder eine bis zum zerreißen gespannte Hose.
Ich war nicht der einzige der mit einer gewissen Skepsis das Schauspiel beobachtete, immer mehr Blicke wanderten rüber zu der sich darbietenen Szene. Inzwischen hatte sie sich wieder hochgekämpft und lies ihren Ausschnitt von seinem Gesicht „untersuchen“.

„Na ja“, dachte ich mir:“wohl ein sehr offenherziges Päärchen das da den Fruchtbarkeitstanz aufführt.“ als es neben mir zischte: „Diese olle Schlampe! Kein Wunder das die nie einen Freund hat. Das macht die mit jedem…“

Soso! Das Tanzen mag sich vielleicht geändert haben, aber Lästern zumindest nicht. 😉

  1. #1 von steuertusse am 19. Juni 2007 - 13:03

    ….. das Sardinen in ihren Dosen vermutlich genauso Parties feiern würden.

    loool.. wie geil

    ich war zum Glück noch nie in der LMH, mich hat´s immer ins E-Werk gezogen – was im Nachhinein sicherlich auch keinen Unterschied macht. *g*

(wird nicht veröffentlicht)