Ungehörte Worte


Von meinem Fenster aus, kann man hinaus auf den Hof sehen. Dem Fall des Laubes folgen, welches golden schimmernd einen schier ewigen Fall auf die Erde macht. Ob der Moment der Berührung der Erde schmerzlich ist? Warum denke ich nur so etwas? Ich kann es nicht sagen, kann gar nichts sagen… noch vom Schlaf betrunken, richte ich mich auf und blicke an meine Seite. Leer, wie schon so lange, eine schiere Ewigkeit seit dieser Platz von Dir belegt war. Komisch! Ich dachte nie, dass ich mich daran gewöhnen könne, aber inzwischen habe ich es wohl akzeptiert. Es stört mich nicht mehr so sehr alleine zu erwachen, alles erscheint in bester Ordnung. Nichts in der Wohnung erinnert noch an dich, alles ist weg, verpackt, vergraben, versteckt, aus den Augen aus dem Sinn, einfach egal.

Aber warum erinnert mich immer noch alles an dich? Dein Gesicht überall, dein Duft immer noch vorhanden, deine Stimme fern in meinen Ohren, flüsternd leise und doch klar zu vernehmen…jeden Morgen, alleine und immer wieder wandern meine Gedanken zu dir…woran hat es gelegen? Ich weiß es nicht…

Die Geister erscheinen stets Nachts und Erinnerungen werden gerne von ihnen in jener Dunkelheit geweckt…aus ihnen erwache ich mit Fragen, Fragen deren Antwort ich kenne, aber nicht verstehe…Funken der Erinnerung glimmen auf, ein einsames Feuer, das letzte schwache Glühen einer Birne in ferner Finsternis bevor der Faden in ihr zerspringt und das letzte was ich sehe deine Konturen sind…

Ich habe akzeptiert aber ich habe nicht begriffen…als Du das letzte mal durch unsere Türe gingst hoffte ich insgeheim auf Rückkehr, hoffe ich auf Happy End, hoffte ich zu verstehen, hoffte ich vergebens…

Ratternd gibt der Rollladen am Fenster Laut von sich: Die Bäume biegen sich heftig unter einer kurzen aber gewaltigen Böe und wiegen wieder zurück. Da löst sich ein Blatt sich aus der Krone, überschlägt sich und schwebt dann langsam Richtung Boden… nein, es ist nicht der Fall der schmerzt… zurück in die Realität, raus aus der Gedankenwelt und nicht zurücksehen… und doch: Wege erscheinen trostlos und leer wenn man sie alleine beschreitet, Räume groß und einsam wenn man sie verlässt und erdrückend wenn man sie davor betritt… gefangen mit den eigenen Gedanken.

Stetes Schweigen zu Tisch, denn Radios sind da schlechte Partner und irgendwo schmeckt alles gleich… In solchen Momenten wird die neu gewonnene Freiheit zu Last, ich wünschte ich könnte dir noch sagen was mir auf dem Herzen liegt, aber ungehörte Wort sind das gleiche wie leere Räume: nutzlos…

Scheinbar mühelos setzt das Blatt am Boden auf, wird unsichtbar zwischen all den anderen Blättern und nur noch goldener Schimmer bleibt zurück…von meinem Platz aus kann ich es gut sehen und ungehörte Worte schleichen über meine Lippen:

du fehlst mir…

  1. #1 von Lenny_und_Karl am 8. August 2008 - 10:47

    Och nee, traurig. Und hier regnets auch gerade so, als würde gleich alles untegehen. Das passt ja.

(wird nicht veröffentlicht)