Immer schön langsam


Für manche Dinge sollte man sich einfach Zeit lassen. Ansonsten, kann man ganze schnell in unangenehme Situationen geraten. So wie heute einem Arbeitskollegen geschehen…

So in etwa male ich mir aus was passiert ist:

Da saß der gute Mann in seinem Büro, sah aus dem Fenster den Wolken zu. Klickte hier ein wenig mit der Maus, tippte dort ein wenig auf der Tastatur und verschnaufte bei den Bergen von Arbeit die sich auf seinem gähnend leeren Schreibtisch stapelte. Er seufzte, die Zeiten waren einfach hart geworden. Er lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und schaute auf den leeren Platz seiner Kollegin. Vor ein paar Monaten war sie in Rente gegangen. Oft hatten sie einen Dialog über Politik und Arbeit geführt. Obwohl, eine Dialog wollte er es nicht unbedingt nennen, vielmehr war es ein Monolog gewesen: Sie sprach und er gab und zu ein kurzes Statement. Es war ruhiger geworden. Er nahm eine Zeitschrift, die er sich am Morgen am Bahnhof gekauft hatte und fing an drin herum zu blättern. Er strich sich dabei über den Bart. Eine Eigenart von ihm. Schnell macht er die interessanten Artikel ausfindig und frohlockend auf den Lesegenuss verließ er sein Büro, ging um die Ecke in die angrenzende Küche und kochte sich eine Kanne starken Kaffees. Wieder zurück im Bürostuhl verbrachte er die nächsten Stunden bei Kaffee und spannenden Artikeln über Autos.

Mit der Zeit machte sich ein feines Zwicken in der Leistengegend bemerkbar. Ach ja, Kaffee neigte ja zum Treiben, erinnerte sich der Mann. Aber man musste ja nicht gleich übertreiben und wegen jedem Zwicken die Toilette aufsuchen. So ein wenig Druck würde er schon verkraften und las trinkend weiter. Ein, zwei Stunden vergingen so, das Zwicken nahm zu und der Mann begann unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Eine halbe Tasse war noch übrig, die würde er schaffen, denn dann erst würde es sich lohnen auf Toilette zu gehen. Bei seiner Ehre als Mann selbst gepackt, zwang er sich so ruhig und gelassen es ging die Tasse langsam zu Ende zu trinken und das Gefühl zu Bersten zu ignorieren. Ein letztes Schlückchen noch, dann war es getan. Zufrieden setzte er die Tasse ab, vergewisserte sich alles ausgetrunken zu haben und sprang dann auf. Er öffnete die Tür und sah auf den Flur hinaus. In der Ferne konnte er ein paar Putzfrauen sehen. Seine Uhr verriet, dass sich so gut wie alles im Feierabend befand. Die Tür zur Toilette schräg gegenüber angepeilt, machte er einen Satz nach vorne und hin zur Türe. Seine Finger glitten dabei automatisch zu seinem Gürtel und begannen ihn zu öffnen. Die Klinke in der linken, mit der rechten den Kopf aufgedrückt und einem dem Sesamstrassen-Samson nicht unähnlich klingenden „Ui-jui-jui-jui“ Mantra vor sich hinsingend betrat er die Toilette. Ist wie zuhause, dachte er wohl als letztes.

War es aber nicht!

Für manche Dinge sollte man sich einfach Zeit lassen. Ansonsten, kann man ganze schnell in unangenehme Situationen geraten. In diesem Fall nicht nur er, sondern auch ich. Die Türe zur Toilette flog auf und ich staunte nicht schlecht über das Männchen mit halbgeöffnete Hose das von draußen eintrat. Die Röte schoss ihm ins Gesicht und er hielt sich verschämt die Hose fest.

Einen ewigen Moment peinlicher Stille. Dann erinnerte ihn wohl ein Zwicken in der Leistengegend an den eigentlichen Grund seines Daseins und er schob sich eilig Richtung Urinal.

Ich verließ die Toilette und war einfach nur froh, dass er die Hose nicht bereits ganz unten hatte.

  1. #1 von Huhn am 20. September 2006 - 22:28

    laß mich raten… BvB?

    Besser den mit offener Hose als seine in Rente gegangene Kollegin…

(wird nicht veröffentlicht)